zur gegenwärtigen Debatte über den Trend zu Krippenbetreuung

24.2.07 Babys haben ein Recht auf ihre Mütter (und diese ein Recht auf ihre Babys)

Familienministerin von der Layen will 500 000 Kinderbetreuungsplätze für Kleinkinder schaffen, um den jungen Müttern die Wahlfreiheit zu geben, ob sie ihr Kind selbst betreuen wollen oder es in eine Krippe zu geben. Weil dies als zeitgemäß und liberal gilt, klatschen auch alle Beifall: die jungen Mütter, weil sie sie verdienen wollen oder müssen, die Wirtschaft, weil sie die meist gut qualifizierten Frauen braucht, die Parteien, von Rot bis Schwarz, die Grünen und Liberalen sowieso, last but not least die evangelische Kirche, die auch gerne dem Zeitgeist hinterherrennt.

Nur aus einer Ecke kommt Gegenwind, von den Bischöfen der Katholischen Kirche. Der Augsburger Bischof Mixa fuhr als erster schweres Geschütz auf; er sieht die Familie gefährdet und setzte das böse Wort von der Reduzierung der jungen Frauen zu Gebärmaschinen in die Welt, und die Aufregung darüber ist groß.

Dabei ist das ein Begriff, der Jahrzehnte lang (zurecht!) der Kirche um die Ohren gehauen wurde, weil sie jegliche Geburtenregelung bis heute behindert und in manchen Teilen der Welt die bis heute andauernde Geburtenexplosion fördert, damit die Verelendung von vielen Dritte-Welt-Völkern, mit allen ökologischen Folgeschäden und den aktuellen und weiter folgenden Verteilungskriegen.

Nun hat der Bischof die Wortkanone umgedreht und sie mit dem bösen Begriff "Gebärmaschine" selber geladen, doch im vorliegenden Fall scheint mir die Logik beim Bischof zu liegen und sein Anliegen ist berechtigt.

Nun bin ich jemand, der die Katholische Kirche schon oft öffentlich kritisiert hat, doch im aktuellen Fall freue ich mich darüber, dass überhaupt jemand die Partei der kleinen Kinder ergreift. Denn eines sollte jedem Menschen, dem nicht irgendwelche Ideologie den Verstand benebelt haben klar sein, im Interesse der kleinen Kinder ist es nicht, wenn sie in Krippen abgeschoben werden. (Ich habe mir mit dem Thema auch schon ein paar Mal mit Leserbriefen zum Thema viel Ärger eingehandelt. (siehe unten...)

Da ich als einer der ersten Männer den "Frauenberuf" des Kindergärtners, bzw. Erziehers gelernt habe, weiß ich also wovon ich rede. Anfang der Siebziger Jahre habe ich Berliner Kindertagesstätten auch die Arbeit in Krippen erlebt. Bis heute gehört es mit zum Brutalsten, was ich in meinem Leben erfahren habe, wenn Frauen ihre Neugeborenen Babys mit acht Wochen in die Krippe bringen mußten, weil der Staat ihnen damals keinen längeren Mutterschutz zubilligte. Damals war es die materielle Not, die Frauen zum Arbeiten zwang, heute ist es eine völlig irre Ideologie, die keine Rücksicht mehr auf die Kleinkinder nimmt und nur noch die "Rechte" der Frauen auf Karriere sieht. Wenn Kinder ab drei Jahren in den Kindergarten kommen, ist das früh genug. Wer aber jüngeren Kindern das Recht auf ihre Mütter stiehlt, auf individuelle Umsorgtheit und Entwicklung, der spielt mit dem Feuer. Und es ist ja nicht so, als wenn dies nicht in den sozialistischen Massenexperimenten gescheitert wäre, wo gibt es mehr bindungsunfähige Persönlichkeiten als im ehemaligen Ostblock oder in Israel, wo man in der Kibbutzerziehung die Kinder den Eltern wegnahm und zu Herdenwesen zu machen versuchte. Ich habe mich mit diesen Experimenten lange beschäftigt und ihnen in jungen Jahren auch Sympathie entgegengebracht. Heute, nach drei Jahrzehnten pädagogischer Arbeit, nach der Erfahrung eigener Kinder und Enkelkinder und nach jahrzehntelangen Verhaltensstudien mit Tieren weiß ich, dass diese Experimente einfach gegen die Natur sind. Kleine Kinder haben erst einmal nur Rechte und die Eltern nur Pflichten. Im Laufe einer gesunden und umsorgten Entwicklung ändert sich das von alleine.

Ich kenne keine Forschung, die die Bedeutung der kleinkindlichen Entwicklung leugnete. Feste Bezugspersonen sind ein ganzes Leben wichtig, doch in den ersten Lebensjahren sind sie von elementarer Bedeutung. Wenn heute Frauen diese wichtigste (und schönste) aller Aufgaben delegieren oder delegieren müssen, dann ist damit ein Grad von Dekadenz erreicht, der einen nur erschüttern kann.

Selbstverständlich ist alles nicht so einfach, unser unmenschliches Wirtschaftssystem hat die Menschen vereinzelt und die gewachsenen sozialen Strukturen zerstört, viele alleinerziehende Frauen haben oft gar keine Wahl. Sie müssen ihre Kinder weggeben, doch das dies so ist, ist eine Schande für unsere Zivilisation. Und oft treibt sie auch die vereinzelte unwirtliche Wohnsituation in den Städten wieder ins Berufsleben, weil sie es alleine mit dem Kind zu Hause nicht mehr aushalten. Hier muß angesetzt werden: Wir müssen die Vereinzelung bekämpfen und großfamiliäre Lebensstrukturen anstreben, das können Abwandlungen der traditionellen Großfamilie sein, wo sich die Generationen wieder in der Nachbarschaft ansiedeln und gegenseitig unterstützen, es können genauso aber auch neue großfamiliäre Strukturen sein, also eine Art Netzwerk mit Nachbarn und Freunden.


Leserbriefe und andere Texte zum Thema

8.11.04 Zurück in die soziale Steinzeit

9.7.02 Arme Babys

Über unsere Kinder (aus: "Vom Leben der Echraner")

Gedanken zum Thema aus: "Gedankenbuch des Geiss Haejm"

116 Unersetzbarkeit der Mütter

Nichts Schlimmeres gibt es für Menschen- und Tierkinder, wie die Trennung von der Mutter. Erst wenn die Kinder von sich aus die Distanz suchen und zeitweise andere Menschen, meist andere Kinder, der Mutter vorziehen, ist der früheste Zeitpunkt gekommen, wo die Mutter längere Zeit weg darf und auch andere Erwachsene ihre versorgende Rolle übernehmen können. Frauen, die gegen diese Regel verstoßen wollen, sollten sich besser keine Kinder zulegen.

383 Umsorgen und Loslassen

Nichts wunderbareres gibt es auf Erden als eine Mutter, die ihre Kinder umsorgt sie aber auch loslässt, wenn sie in ihrer Entwicklung soweit sind. Ein großes Unglück aber sind jene Mütter, die ihre Kinder nicht loslassen können und sich Zeit ihres Lebens als ihr unentbehrlichen Helfer gebärden und tatsächlich dem Ring in der Nase des Ochsen gleichen.

574 Lob der Mütter

Frauen, die ihre berufliche Karriere einem Leben als Mutter und als Pol einer Familie vorziehen, scheinen dies immer wieder aggressiv rechtfertigen zu müssen, in dem sie Frauen, die sich anders entschieden haben, verhöhnen. Ist das nur Pfeifen im finsteren Wald oder gebetsmühlenartiges Ritual, etwa um das eigene Tun, das zumindest die Natur ursprünglich nicht im Programm hatte, zu rechtfertigen? Solange Frauen dabei auf Kinder verzichten, ist dagegen nichts einzuwenden, wenn sie die Verirrungen der Männer imitieren. Wenn sie aber "Selbstentfaltungen" (auch so eine Phrase) oder berufliche Machtpositionen auf Kosten ihrer Kinder durchziehen, dann handeln sie unverantwortlich. Kleine Kinder brauchen über Jahre eine feste Bezugsperson, das können ab einem gewissen Alter des Kindes natürlich auch der Vater oder andere Personen sein. Für Babys aber ist die Mutter nicht zu ersetzen, nicht nur wegen ihrer nahrungsspendenden Brüste. Babys haben ein Recht auf ihre Mutter, grade so wie umgekehrt eine Mutter auf ihre Kind. Dies überhaupt feststellen zu müssen, zeigt wie verrückt diese Welt heute ist. Es ist ein Irrtum zu glauben mit wechselnden gewerblichen Betreuern könnte sich ebenso das nötige Urvertrauen aufbauen. Mutter und das Herz einer Familie zu sein, ist nach wie vor die vielfältigste und anspruchvollste Aufgabe, die das Leben bietet - und auch die sinnvollste.

710 Ureigenstes Recht

Wenn einmal die heute von machen Emanzen ersehnten perversen Zeiten da sind, wo jede junge Mutter einer Berufsarbeit nachgehen muss (!) und Mütter ihre Kinder in fremde Hände geben müssen (!), dann werden sie wieder für ureigenstes Recht streiten, sich um ihre kleinen Kinder kümmern zu dürfen.