19.4.07 Wie Blinde von Farbe

Frau Maischberger hat einen erst wenige Wochen alten Säugling und demonstriert aller Welt, dass sie wegen dessen Versorgung ihren TV-Job nicht auszusetzen gedenkt. Ob absichtlich oder nicht, sie gibt damit ein unverantwortliches politisches Signal. Und in ihren Fernsehdebatten dürfen sich dann Experten zustimmend zur kollektiven Kleinkindererziehung äußern, wobei letztes Mal einige davon wie Blinde von der Farbe redeten... Auch die geschätzte Marianne Koch führte aus, wie toll sich Erzieherinnen in den Krippen um die Kleinsten kümmerten. Offensichtlich ist ihr nicht bekannt, dass in Krippen überwiegend pädagogische Hilfskräfte und Praktikanten tätig sind, selbst erfahrene Kinderpflegerinnen sind die Ausnahme, weil die Träger vorwiegend mit billigen Berufsanfängern oder Zeitarbeitskräften arbeiten, die zudem so sehr mit Wickeln, Füttern und Hygienearbeiten beschäftigt sind, dass für Zuwendung und Förderung kaum Zeit bleibt. Wobei wir bei den Bischöfen wären, die ja die überwiegende Zahl von Kindergärten betreiben und sich das Geschäft mit der Krippenerziehung nicht von ihrem wackeren Kollegen Mixa verderben lassen wollen. Zum Schluß noch ein Argument aus der Maischberger Runde: Das "Massenexperiment DDR" habe ja wohl die Unschädlichkeit der Kinderkrippen bewiesen. Nun, als die vielleicht schlimmste Nebenwirkung bei Menschen, die kein oder nur mangelhaftes Urvertrauen aufbauen konnten, wird in Fachkreisen die Bindungsunfähigkeit genannt. Die hohen Scheidungszahlen in den neuen Bundesländern könnten damit durchaus in Zusammenhang stehen. Doch wer seinen Egoismus für Emanzipation hält, wird wohl kaum zu viel über die Folgen für die Kinder nachdenken.