14.9.01 Feldzug gegen den Terror?

Wer hat einen Vorteil davon, wenn die USA so reagieren, wie es derzeit die Spatzen von den Dächern peifen, also mit einem langen Feldzug gegen den Islam? Wer verdient am Krieg und dem, was danach kommt, nämlich an einem wiedergewonnenen Feindbild und einer dem früheren Kalten Krieg gleichen Gegenerschaft, jetzt nicht mit den Kommunisten, sondern mit dem Islam? Und leicht kann durch einen unüberlegten Krieg der Teufelskreis von neuem Unrecht und darauf folgender neuer Vergeltung in Gang kommen. Wobei hier der Westen sowieso schon genug Dreck am Stecken hat, in dem er im Nahen Osten Diktaturen unterstützt um deren Erdöl zu bekommen. Ich brauche die Diktaturen nicht aufzählen, da jeder sie kennt und ebenso ist bekannt, daß auch ein Saddam Hussein oder ein Bin Laden einmal von den Amerikanern aufgebaut worden sind. Oder die Unterstützung für Israel, die seit Jahren Krieg mit allen Nachbarn führen und gegen die Palästinenser einen Staatsterrorismus betreiben, dessen Brandmarkung als Rassismus gerade erst bei einem UN-Konkress wieder einmal durch die USA verhindert wurde. Natürlich sehe ich die Zwangslage der USA, sie müssen reagieren, was am 11.9.01 passiert ist, kann nicht einfach hingenommen werden. Und wie soll man auf Terroristen reagieren? Die USA besitzen zwar die mächtigste Kriegsmaschinerie dieser Erde, doch wie will man damit Terrorismus bekämpfen? Es ist gerade so, als würde einer mit einem gewaltigen Hammer gegen Mücken losgehen, die - noch dazu - auf ihm selber sitzen... Und genau das ist zu befürchten, dass mit diesem Hammer vor allem das zerschlagen wird, was man eigentlich schützen möcte.... Wenn die USA nun wirklich Afghanistan angreifen, wie allgemein gemutmaßt wird, mit Bomben ist gegen dieses Land nichts auszurichten, außerdem ist schon alles zerstört vom jahrzehntelangen Krieg. Und Bodentruppen? Die Russen haben 600 000 Mann zehn Jahre lang eingesetzt und sind geschlagen nach Hause gegangen und die sowjetischen Soldaten waren Entbehrungen gewöhnt. Amerikanische Soldaten werden sich nach den ersten größeren Verlusten fragen, was sie in diesem zerklüfteten Felsengebirge eigentlich verloren haben... Und selbst wenn sie Bin Laden finden und töten, dann wird er endgültig heilig gesprochen und wird als Märtyrer hundert Jahre durch die Köpfe spuken... Es ist auch zu befürchten, dass durch einen Krieg - der ja vor allem völlig Unschuldige treffen wird - auch noch diejenigen in die Hände der Terroristen getrieben werden, die heute noch gemäßigt sind. Und in den Industriestaaten lassen sich nicht nur Hochhäuser mit Fliegern angreifen, es lassen sich unzählige Einrichtungen zu schrecklichen Waffen machen- Atomanlagen, Fabriken und und und... Und diese möglichen Anschläge zu verhindern würde bedeuten, daß aus unseren freien Gesellschaften Diktaturen würden, wo Bespitzelung und Ausgrenzung zum Normalen würden. Ich mag gar nicht weiter denken, bei unserem Völkergemisch und unseren weltweiten Verflechtungen.... Doch auch Faschismus a la George Orwell würde keine Sicherheit schaffen können und unsere angeschlagene Ökologie verträgt ein derartiges Szenario sowieso nicht.

Nein, wir haben keine Alternative: Gegen Terror hilft nur Frieden, Toleranz und eine gerechtere Weltordnung. Und die Ächtung und rechtsstaatliche Verfolgung aller Gewalttäter.