12.4.03 Barbarische Kriegsführung

Vor einigen Tagen konnte man hoffen, dass mit der fast kampflosen Einnahme Bagdads durch die Amerikaner, für die irakische Bevölkerung das schlimmste überstanden sein könnte. Doch der so lange beschworene Häuserkampf ist nun eingetreten - doch anders als erwartet. Bagdad und viele andere von den Amerikanern und Briten eroberte Städte versinken in Chaos und Anarchie! Mit dem Abzug oder Ausfall der alten Ordnungsmacht ist eine gesetzlose Phase entstanden, wie man sie als Kriegsplaner eigentlich hätte erwarten können. Auf jeden Fall tragen die Eroberer für die gegenwärtigen Vorgänge auch die Verantwortung. Es genügt eben nicht mit Hightec-Waffen und einer kleinen Armee ein 27 Millionen-Volk zu erobern, man muss es dann auch kontrollieren können, damit dort nicht die Barbarei ausbricht, und das ist geschehen. Es werden nicht nur Saddams Paläste geplündert, in den Städten herrscht das Faustrecht, in dem Banken, Geschäfte und Privathäuser geplündert werden. Ja, selbst aus Krankenhäusern wird gestohlen, was nicht niet - und nagelfest ist, ohne Rücksicht auf die Verwundeten, es sollen sich unvorstellbare Szenen abspielen. Alte Rechnungen werden beglichen und Bluttaten verübt, schutzlose Frauen werden geschändet, die Stadt soll voller Toten sein, die niemals weggeräumt und deren Verwesungsgerüche immer unerträglicher werden. Heute wurde auch gemeldet, dass auch Museen mit unersetzbaren Kunstschätzen geplündert werden- und in vielen Städten fehlt es an Trinkwasser, Medikamenten und Lebensmitteln.

Und die Eroberer - bislang gibt es nur Lippenbekenntnisse, dass man dem Chaos Einhalt gebieten möchte. Doch mit wem auch. Die Soldaten sind noch in Kämpfe verstrickt und sie sind auch weder zahlenmäßig noch ausbildungsmäßig in der Lage für Ordnung zu sorgen. Und ihre politische Führung? Sie scheint sich langsam verbal auf Syrien einzuschießen. Vom Iran hört man seit ein paar Tagen nichts mehr, doch das will wenig heißen. Die Drohungen gegenüber Syrien beweisen erneut, die Unverantwortlichkeit und völlige Maßlosigkeit der amerikanischen Führung. Und - wie wir gerade erleben durften - die reden nicht nur, die schrecken auch vor keinem Krieg zurück. Ob sie auch an ihre Versprechungen denken, nach der Besiegung Saddam Husseins sich um die Palästinenser zu kümmern und ihnen den versprochenen eigenen Staat zu gewähren? Doch die Wahrscheinlichkeit, dass eher noch Krieg gegen Syrien und den Iran geführt wird, dürfte um einiges höher sein...