3.4.03 Streubomben auf den Irak

Die Amis und Briten werfen Streubomben! Gestern haben sie es noch abgestritten, heute - nachdem im TV beschriftete Bombenreste zu sehen waren, gaben sie es zu. Eine Nebenbombe dieser Bündelbomben traf ein Haus. Die drei toten Mädchen, der mit Granatsplittern übersäte Vater und der überlebende kleine Bruder, der mit großen Augen dastand und gar nicht begriff, was passiert war - solche Bilder vergisst man nicht! Hundert oder tausend andere vergleichbare Bilder erreichen niemanden, das Grauen des Krieges lässt sich nur erahnen. Immer wieder drängt sich die Frage auf: Was haben Amis und Briten nur im Irak verloren? Suchen sie ihre Unschuld, die sie dort schon im letzten Jahrhundert zigfach verloren haben! Die Briten etwa, wie sie nach dem 1. Welrkrieg Bagdad eroberten und Arabien ohne Verstand zerstückelten! Die Amis, die - in den achtziger Jahren unter Reagan - ausgerechnet Rumsfeld zu Saddam schickten, er sollte diesem alle Hilfe gegen den vordringenden Iran geben. Wer hätte je gehört, dass die USA Saddams Giftgas gestört hätte, als er es gegen die Iraner einsetzte ? Wer sich auch nur wenig über die koloniale Geschichte Arabiens sachkundig macht, sieht die gegenwärtigen Greuel mit noch andern Augen und muß mit Übelkeit kämpfen, wenn er die heutigen Phrasen der Führer der "Allianz der Willigen" hört.

Ein anderes Bild von heute. GIs zwingen irakische Soldaten, die sich ergeben, sich nackt auszuziehen, in der Wüste, vor laufenden Kameras, die diese entwürdigenden Bilder in die Wohnzimmer der Welt bringt. Das erinnert an die Demütigungen der Palästinenser durch die Israelis an den Checkpoints. Diese verführten, unwissenden Söldner zerstören ein Land, töten unschuldige Menschen, nehmen ihnen ihre Kultur, ihre Selbstachtung und pflanzen ihnen einen nie versiegenden Zorn ins Herz!

Oder die Szene, wie Amis mit Maschinenpistolen, hungrigen irakischen Kindern Hamburger reichen. Das ist die Vollendung, kulturell und moralisch! Erst zerstört man ihnen ihre Lebensgrundlage und dann gibt man ihnen als Almosen die Symbole des amerikanischen "way of life". Oder wie GIs Süssigkeiten an Kinder verteilen, doch erst dann, wenn sie kapiert haben, dass sie in die Kamera lachen müssen.... Es ist entwürdigend, es ist ein Verbrechen, und doch - es sind nur winzige Ausschnitte dessen, was da passiert und was noch passieren wird.

Und zur gleichen Zeit ist der US-Aussenminister Powell bei der NATO in Brüssel und statt, dass ihm die Aussenministerkollegen empört ihre Verachtung spüren ließen oder ihm wenigstens in klaren Worten das verbrecherische Szenario vorhalten würden- Smalltalk, Scherze, Lachen, diplomatische Professionalität, nennt man das wohl. Es fehlt nicht viel, dass sich die Herrschaften vor Begeisterung, dass das große Amerika ihnen wieder gnädig einen Vertreter vorbeischickt, auf die Schenkel klopfen, die Stimmung ist peinlich. Gut, sie sagen Powell, dass nach dem Krieg die UNO wieder die Führung übernehmen soll, beim Aufräumen und beim Helfen und das Öl den Irakern gehört, was Amerika aber nicht hören will. (Teilweise waren Aufträge schon vor Monaten an amerikanische Firmen vergeben, als Bush, Blair und Powell mit der UNO noch ihr schamloses Theater spielten).

Szenenwechsel, Bundestagsdebatte. Auch heute wiederholt Unionschefin Merkel wieder ihre niederträchtigen Reden, die darin gipfeln, dass sie dem Bundeskanzler Schröder vorwirft, dass er mit seinem Nein gegen den Krieg den Krieg wahrscheinlicher gemacht hat... So als wenn der Krieg nicht schon lange vor den UN-Debatten von Bush beschlossen gewesen wäre. Da das heute Allgemeinwissen ist, beweist Merkls Rede, dass sie das offenbar allein noch nicht weiß oder einfach nur ihre üble Parteien-Rethorik hält, grad so wie eine aufgezogene Puppe -- doch aufgezogen von wem? Doch in der DDR ist sie im blauen Hemd der FDJ brav marschiert, dann war sie sie ein untertäniger Parteisoldat von Skandalkanzler Kohl und nun schleimt sie den Amis hinterher, wie es dieser Tage jemand treffend formulierte.

Und die Regierung- auf die wir so stolz waren, weil sie sich Nein zu Bush sagen getraute - sie läßt zu, dass gegen geltendes Recht von deutschen Firmen an die Aggressoren Angriffswaffen verkauft werden! (Die Schweizer haben das seit Kriegsbeginn eingestellt). Damit unterstützt die Regierung den Angriffskrieg, auch dadurch, dass sie deutsche Soldaten weiter in den Awacs-Flugzeugen und in den Spürpanzern Dienst tun lässt, dass die Amerikaner den deutschen Luftraum benutzen und den Krieg so auch von ihren deutschen Kasernen aus führen... So wird erneut geltendes deutsches Recht gebrochen, sowie es vor vier Jahren bereits beim Angriffskrieg gegen Serbien gebrochen wurde. Und doch haben wir diese Regierung wieder gewählt - weil sie uns vor Merkel, Stoiber und Westerwelle das kleinere Übel zu sein schienen. Armes Deutschland, arme Welt, was könnte uns helfen? Desillusioniert, wie wir heute sind, bliebe alleine noch die direkte Demokratie, die man uns bis heute vorenthält. Denn eines ist sicher: erste wenn einmal die Völker die Sachpolitik bestimmen können, dann werden zwar die Irrtümer nicht enden, aber für Krieg werden die Europärer nicht mehr stimmen.