Wackersdorf-Gschtanzln

Opus 277/ 1985

 

Für die Atomfabrik waren mehrere Standorte in Bayern im Gespräch, doch es war schon bald klar, dass nur das ostbayrische Grenzland in Frage kam, denn die anderen Standorte, etwa im Voralpenland, lagen den Villen der schwarzen Herren zu nahe, zudem war von den Oberpfälzern am wenigsten Widerstand zu erwarten und viel des radioaktiven Dreckes würde vom vorherrschenden Westwind nach Böhmen getragen...

Am Faschingsamstag 1985, einem eisigen Februartag mit minus 20 Grad, war in Schwandorf die erste Großdemonstration gegen die WAA angesetzt. Und ich wußte, dort mußte ich dem Wahnsinn ein Lied entgegenstellen. Ich faßte meine Argumente in vierzeilige Verse und paßte sie dem bekannten Gschtanzlschema an. Dann fuhr ich nach Schwandorf, meine alte Quetsche im Rucksack und die Finger vor dem Frost mit abgeschnittenen Handschuhen geschützt. Ich drängte mich zur Bühne vor, auf der Professor Robert Jungk, Otto Schily, Hubert Weinzierl u.a. sprachen und sagte, dass ich mein Lied vortragen müsse. Und ich wurde zum Mikrophon geleitet und sang mein Gschtanzl den Vierzigtausend auf dem Marktplatz und den angrenzenden Straßen, so als wenn es gar keine andere Möglichkeit gäbe und so als wäre alles von langer Hand geplant gewesen. Der Applaus danach, war so gewaltig dass ich meinte mich darauflegen zu können, er schien mir stark und möchtig wie ein Ding zu sein. Und da spürte ich, wir würden gewinnen, da konnte der Strauß noch so brutal vorgehen!

 

In Wackersdorf woins a

Atomfabrik baun,

bei uns moinands kinnandasse

oissen dalaum.

 

Waa unsa Grenzland is oam

und d Waidla sand brav,

drum moinands bei uns herinn

muckt neamad aaf.

 

Drum liabe Wackersdorfa loßts

enk heit ned bscheissn!

Aa wenns enk a strahlende

Zukunft voheißn...

 

Die Plutoniumweagl hod

fia uns koan Sinn, sie bringt

uns grod an Krebs und de

Betreiba an Gwinn!

 

Ja saejbst wenns amoi hi waar

bleibads weidahin a Gfahr,

waa strahlen daads mindestens

zwanzgtausend Johr.

 

Und duachs ganze Land werad

dea Dreg transportiad,

ja da Deife waar lous, wenn do

a Unglick passiad!

 

Zehn Milliardn soits kostn und

zoihn deafmas mia! Ja wos

kriagad ma do ned ois

andasts dafür...

 

Dafür kannt ma entschwefeln und

katalysian, ja wann

wean des Politika

endle kapian?

 

Doch in Bonn sands scheints narresch

nach Plutonium, ja

schtehngand eah no ned gnua

Raketn herum!?

 

Doch mia loß ma uns d Hoamat ned

oafach zerschtean,

darum werd ma uns gegn die

Atombrüada weahn!

 

Ja und wenns wirkle unbedingt

a Atomfabrik woin,

ja dann soins asses zu sich hoam bau

und aa saejba zoihn!

 

Nach Oggersheim oda aa

nach Wildbad Kreith oda

glei neban Bundestag,

wennses goa a so gfreid.