Laß dich nicht kaufen

Opus 066/ 1975

 

Was ist ein Staat? Ein Deckel für einen geographi­schen Bereich und alles was darin lebt? Eine Organi­sationsform für Menschengruppen? Eine Etikettierung für Völker verwandter Sprache?

Wer braucht den Staat? Welchen Sinn und Zweck hat er? Ich meine, er hat Dach und Schild zu sein, für die Armen und Schwachen und muss vor dem Faustrecht schützen.

Doch welche Perversion: heute schützt er im allgemei­nen die Starken und Reichen und fördert und sichert ihr Handeln. Und noch schlimmer: der Staat wird zum Selbstzweck und tut so als ginge es um ihn. Er heiligt seine Regeln und mischt sich ohne Not in die Angele­genheiten der Menschen und gängelt sie, ja gebärdet sich oft wie eine Peitsche.

Auch unser demokratischer Staat scheint oft nur ein Instrument der Wirtschaft zu sein und es ist zu be­fürchten, dass er seine gegenwärtige demokratische Form nur solange bewahrt, solange sie sich wirtschaft­lich bewährt, d. h., solange man darin genug Gewinne machen kann.

 

Sie reden von Freiheit

und meinen Ihre Freiheit.

Sie reden von Recht

und meinen ihr (Vor) Recht

(mir wird schlecht).

Sie reden von Fortschritt

und meinen,

was ihnen nützt.

 

Alles hat seinen Preis,

sie wollen uns kaufen,

wenn sie uns brauchen,

grad wie ein Ding.

 

Sie wollen uns nutzen,

die einen zum putzen,

die andern zum feilen,

ein paar auch zum heilen,

so lang es sich lohnt.

 

Es geht nicht um uns,

wir sollen ihnen

helfen und dienen,

und sie wolln verdienen!

 

Laß dich nicht kaufen

wie Seife und Soda,

du bist doch kein Ding

oder?

 

Doch wie sich erwehren?

Von was soll man zehren?

Und wohin

soll man fliehn?