Einst da dachte ich

Opus 009/ 1967

 

"Ach, ich armer Wicht, ich tu mir so leid und ertränke mich in meinem Nachtgeschirr!" So verspottete ein äl­terer Berliner Freund meinen Weltschmerz. Und ich musste mit einem Male lachen über mein Gesäusel."

 

Einst da dachte ich

das Leben sei nur Spaß.

Doch dann, dann dacht ich nach,

über dies und über das.

 

Warum bin ich ich?

Warum bin ich nicht du?

Warum sind Berge hoch?

Warum sagen Kühe muh?

 

Warum sind manche reich?

Warum viele so arm?

Warum haben manche Macht?

Warum so wenig Geist und Charme?

 

Wie tief ist der See?

Wieviel Körner hat der Strand?

Was glänzt in deinen Augen?

Wie fühl ich mit der Hand?

 

Wo wohnt der liebe Gott?

In dir und mir, im Stein?

Oder wohnt er auf den Bäumen?

Fühlt er sich manchmal allein?

 

Wie lange reicht mein Atem?

Wie oft schlägt mir mein Herz?

Sterb ich mal in Stiefeln,

auf der Zunge einen Scherz?

 

Gibt es einen Plan?

Zappeln wir an Schnüren?

Kommt am End ne Rechnung

mit Steuern und Gebühren?

 

Oder liegt alles an uns?

Sind wir allein im All?

Wie weit sind wir frei?

Haben wir ne Wahl?

 

Ach, ich armer Wicht,

mir ist im Kopf ganz wirr.

Ich tue mir so leid,

stürz mich ins Nachtgeschirr.